Von der Schöneberger Insel
Bereits 1828 hatte das preußische Militär große Areale südlich der Kolonnenstraße in Schöneberg inklusive des heutigen Tempelhofer Felds erworben. Auf dem nahen Gebiet westlich des Feldes im Bereich der Kolonnenbrücke entstanden nach und nach militärisch genutzte Bauten, Kasernen und eben der Militärbahnhof, der von privaten Bauunternehmen und dem Bataillon errichtet worden war. Außerdem wurde ein Übungsplatz angelegt, auf dem die Eisenbahntruppen Brücken- und Gleisbau trainieren konnten.
Die Gemeinde Schöneberg, in der 1871 um die 4500 Einwohner lebten, entwickelte sich zunehmend zu einem bedeutenden Standort des Militärs, das sich vor allem auf der so genannten “Schöneberger Insel”, jenem von Bahngleisen der Linien nach Dresden, Anhalt, der Wannsee- und der Ringbahn umschlossenen Gebiet, ausbreitete. Auch die bis zum I. Weltkrieg aufgebauten beiden Eisenbahn-Brigaden mit vier Regimentern waren im Bereich dieser “Insel” kaserniert.
Anfang des 20. Jahrhunderts stellte allein das Militär 14 Prozent der Bewohner dieses Gebietes in der mittlerweile rasant gewachsenen jungen Stadt Schöneberg.
Zum Militärbahnhof Schöneberg gehörten neben dem Bahnhofsgebäude mit Wartebereich und Dienstzimmern außerdem ein Lok- und ein Wagenschuppen, eine kleine Werkstatt, eine Kohlebühne, eine Drehscheibe sowie eine Laderampe, eine Wasserstation und eine Schiebebühne. In einem Kriegsdepot wurde die Feldausrüstung des Eisenbahn-Bataillons aufbewahrt.
Das Bahnhofsgebäude selbst war zunächst zweigeschossig und wurde flankiert von zwei eingeschossigen Anbauten mit Rundbogenfenstern und dekorativ abgetreppten Giebeln. 1890 wurde der Bahnhofsbau erweitert; die eingeschossigen Anbauten wurden aufgestockt und seitlich wurden zwei dreigeschossige Ergänzungen angefügt, die dem ziegelsichtigen Bahnhof einen nahezu burgartigen Charakter verliehen. Obenauf bekrönten jeweils vier preußische Adler die turmartigen Eckbauten.
Der Bahnhofskomplex gewann für den Güterverkehr zunehmend an Bedeutung. Insbesondere Baumaterial für die südlichen Berliner Vororte wurde so transportiert – 280 000 Tonnen Güter beispielsweise 1892/93. Nach einem ersten Kasernenbau nahe der Monumentenstraße wurde 1892/93 eine zweite Kaserne an der heutigen General-Pape-Straße errichtet. Ab 1893 gab es bereits drei Regimenter mit je zwei Bataillonen zu je vier Kompanien.
Nach dem Aus der Strecke als Militärbahn ab 1919 wurde der Bahnhof zu einem Güterbahnhof der Deutschen Reichsbahn umgebaut. Im II. Weltkrieg wurde das Stationsgebäude teilweise zerstört und 1955 dann wurde die Ruine abgerissen.
In Berlin sind heute nur noch wenige Bauten der früheren Militärbahn erhalten, etwa das ehemalige Geschäftshaus der Eisenbahnbrigade in der Kolonnenstraße, heute als eines der wenigen noch von der Eisenbahn-Brigade stammenden Gebäude Teil einer Grundschule.