In die Verlängerung nach Jüterbog

Die vom Haltepunkt Schießplatz Kummersdorf verlängerte Verbindung zur Anhalter Bahn in Jüterbog ging am 1. Mai 1897 in Betrieb. Die Trasse der Militäreisenbahn von Schöneberg bis nach Jüterbog zu dem dortigen großen Truppenübungsplatz der preußischen Armee anzulegen, war tatsächlich schon Anfang der 1870er Jahre im Gespräch gewesen, bevor überhaupt die ersten Bauarbeiten für eine militärische Bahnstrecke begannen, wurde dann aber zunächst wieder verworfen.

Die ehemaligen Militärbahnstrecke zwischen Werder-Zinna und Jüterbog. (Foto: Karen Grunow)
Ausschnitt aus dem Streckenplan der Militäreisenbahn. Der Abschnitt zwischen Kummersdorf und Jüterbog wurde neu gebaut. (Quelle: Hbf878, OpenStreetMap contributors)

Erst ab 1889 wurden Planungen dafür konkret, zwischenzeitlich war sogar angedacht, das zweite Eisenbahn-Regiment vielleicht ganz nach Jüterbog zu verlegen. 1894 starteten die Arbeiten für den weiteren Ausbau der K.M.E. bis nach Jüterbog. Zunächst wurde mit dem Bau des Abschnitts von Kummersdorf bis nach Jänickendorf begonnen, die Gleisarbeiten wurden von den Militäreisenbahnern ausgeführt.

Bahnhof Jänickendorf und der Gasthof „Zur Eisenbahn“, Postkarte von 1908. (Archiv: Museum Jüterbog)

Im Zuge der Arbeiten hatten mehrere der neuen Stationen zweigeschossige Empfangsgebäude erhalten, die mit gelben Ziegeln verblendet wurden — im Gegensatz zu den roten Ziegelbauten der Ursprungsstrecke bis Kummersdorf. Von den Bauten, die an den neuen Stationen entstanden, sind heute noch die in Schönefeld, Jänickendorf und Werder sowie das große dreigeschossige Empfangsgebäude in Jüterbog vorhanden.

Das Empfangsgebäude in Jüterbog kurz nach seiner Fertigstellung 1897. (Foto: Hille, 1913, Abb. 59)

Bereits seit den 1830er Jahren hatte sich Jüterbog allmählich zu einer Garnisonsstadt entwickelt. Durch die Anhalter Bahn gab es bereits ab 1841 einen direkten Anschluss an Berlin. 1864 entstand nördlich der Bahnstrecke der erste deutsche Schießplatz. Ab 1890 wurden in dem Jüterbog II genannten Stadtteil zahlreiche militärische Bauten wie Schießschule, Hörsaalgebäude, Verwaltung, Offizierskasino und Wohnbauten errichtet. Jüterbog wurde einer der wichtigsten Militärstandorte Preußens.

Blick in einen Güterschuppen der Militäreisenbahn in Jüterbog, Zustand 2020. Die Einbauten stammen von der Roten Armee, die das Gebäude bis in die 1990er Jahre nutzte. (Foto: Lutz Birkholz)

Mit der Verlängerung der Militärbahnstrecke war dann Ende des 19. Jahrhunderts nicht nur eine gerade auch für Privatreisende günstige Verbindung zur Anhalter Bahn geschaffen, sondern zugleich boten sich für die Militäreisenbahner noch bessere Ausbildungsbedingungen: Denn es wurde ja nicht nur Gleis- und Brückenbau trainiert, auch Zug- und Lokomotivführer, Telegrafisten, Weichen- und Signalsteller, Heizer oder Rangierer gehörten zu den Spezialisten, die im Rahmen ihres Militärdienstes bei der Eisenbahntruppe ausgebildet wurden. Als nach dem I. Weltkrieg der Betrieb der Militäreisenbahn eingestellt werden musste, wurde der Abschnitt Zossen-Jüterbog weiter als Bahnstrecke für den öffentlichen Personenverkehr genutzt. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1996.

Am 1. Juni 1996 waren zum letzten Mal Züge zwischen Sperenberg und Jüterbog unterwegs.

An die Stilllegung der Strecke erinnern das Zuglaufschild und zwei der letzten für die Strecke ausgestellten Tickets. (Leihgaben: Museum Jüterbog)
Die Anhalter Bahn in Jüterbog heute. Blick in Richtung Norden. Dort befand sich die Überführung der Militärbahn über die Hauptstrecke. (Foto: Lutz Birkholz)
Prellbock der Militäreisenbahn auf dem Bahnhofsgelände in Jütebog. Foto: Lutz Birkholz)
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