Die Reaktionen

In der Presse wurden die Schnellfahrversuche von Beginn an intensiv begleitet. Schon über die ersten Testfahrten 1901 wurde regelmäßig berichtet, bereits die Gründung der Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen 1899 hatte Aufmerksamkeit erregt.

Doch nicht nur in den Zeitungen wurde immer wieder über die Erfolge der Schnellfahrtests berichtet, die Mitarbeiter selbst sorgten mit Vorträgen und Veröffentlichungen in Fachpublikationen für zunehmende Bekanntheit des großen Projektes. Geheimrat Lochner, dessen am 8. April 1902 gehaltener Vortrag als Sonderabdruck der damals renommierten Fachzeitschrift „Glasers Annalen für Gewerbe und Bauwesen“ erschien, leitete von 1901 bis 1903 gemeinsam mit Paul Denninghoff die Versuchsfahrten.

Abdruck eines Vortrags von Geheimrat Lochner. (Repro: Karen Grunow)

Von den großen Erfolgen im Oktober 1903 wurde oft bereits ganz aktuell in den jeweiligen Abendausgaben der Tageszeitungen berichtet. Dass Siemens-Oberingenieur Walter Reichel am 6. Oktober 1903 höchstselbst den Siemens-Wagen zum ersten Mal auf über 200 km/h beschleunigen konnte und damit einen ersten phänomenalen Geschwindigkeitsrekord aufstellte, wurde nicht nur in der Presse viel beachtet: Wie aus dem im Tageblatt erschienenen Artikel hervorgeht, fand der Rekord unter den Augen zahlreicher Zuschauer und Prominenz statt.

Berliner Tageblatt, 6. Oktober 1903, Abendausgabe

Als dann am 28. Oktober 1903 der AEG-Wagen das bis dato unvorstellbare Tempo von mehr als 210 Stundenkilometern erreichte, wurde darüber überall geschrieben. In zahlreichen Fachpublikationen wie in der Deutschen Bauzeitung wurde auch in den Folgejahren ausführlich von den Ergebnissen und baulichen Vorkehrungen der Schnellfahrversuche berichtet.

Vossische Zeitung,28. Oktober 1903

Auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis präsentierte die Studiengesellschaft für elektrische Schnellbahnen Abbildungen der Schnellbahnwagen sowie von der Versuchsstrecke. Mehr als 20 Millionen Menschen besuchten das riesige Ausstellungsgelände. Das repräsentative deutsche Ausstellungsgebäude war dem Schloss Charlottenburg nachempfunden worden.

Das sogenannte Deutsche Haus auf der Weltausstellung in St. Louis 1904. (Abbildung: Amtlicher Bericht 1906)

Trotz der beeindruckenden Ergebnisse der Testfahrten wurde in Preußen zunächst nicht weiter über eine zeitnahe Elektrifizierung des Bahnnetzes oder zumindest einzelne Schnellbahnverbindungen nachgedacht. Die Rentabilität wurde zu jener Zeit noch bezweifelt und der Aufwand, die Anlagen der Staatsbahn entsprechend herzurichten und zu erneuern, war ein zu großes Unterfangen. 1906 wurde die St.E.S. liquidiert. Zu den wichtigen Ergebnissen gehörten letztlich auch die Erkenntnisse über die optimale Bauform eines Fahrzeugs.

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